Franz1vierzehn

Nach kurzer Suche fand Franz das Eingangsportal des Ordens. Niemand war zu sehen. Deshalb klopfte er kurzentschlossen mit der Faust an das Tor.

"Gott zum Gruße guter Mann." Franz näherte sich den beiden Herren.
"Ich bin Franz1vierzehn. Doch nennt mich bitte einfach Franz. Ich hörte viel Lobenswertes über den Orden und möchte um Aufnahme bitten."

"Franz. Folgt doch bitte dem Wachmann in die Wachstube. Ich komme gleich nach."Ganz kurz sprach er mit einem anderen Ordensbruder, ehe er den beiden in die Wachstube folgte.

In einer Ecke stand ein Tisch, mit kurzen Bänken an beiden Seiten, einladend deutete er darauf.
"Nehmt ruhig Platz. Ihr habt vermutlich eine längere Reise hinter Euch. Wenn Ihr Euch etwas stärken wollt, wir haben Bier hier, Brot und Speck.
Ich bin Ritter Laurentz, Marschall des Ordens. Ich bin erfreut darüber, dass Ihr Euch uns anschließen wollt. Wollt Ihr mir nicht ein wenig von Euch berichten? Wo lebt Ihr? Was macht Ihr? Warum führt Euch der Weg in den Orden?" Freundlich lächelnd und doch etwas neugierig betrachtete er sein Gegenüber. Wenn dieses etwas trinken oder speisen wollte, würde der Wachmann Gewünschtes zum Tisch bringen.

Franz folgt dem Wachmann in die Wachstube und setzt sich.
"Ein Becher Bier genügt vollkommen. Hungrig bin ich nicht, doch Danke der Nachfrage."
Bevor er die an ihn gerichteten Fragen beantwortet, sammelt er erst kurz seine Gedanken.
"Zur Zeit ziehe ich noch als Tagelöhner durch die Lande. Ich halte mich derzeit in Ansbach auf, wo ich mir, so Gott will, bald eine kleine Hütte kaufen werde. Dort arbeite ich meist in den Bergwerken oder helfe den Bauern auf ihren Feldern.
Der Grund warum ich hier bin, hängt mit meinem jetzigen neuen Leben zusammen. Neues Leben deshalb, weil ich mich an mein vorheriges Schicksal nicht mehr erinnern kann."
Nach einer kurzen Pause erzählt Franz von seinem Schicksal.
"Zwei selbstlose Mönche fanden mich abseits der Straße in einem Wald leblos auf. Anscheinend hatten mich Räuber überfallen und mich zum Sterben dort liegengelassen. Die Mönche pflegten mich hingebungsvoll. Da sie befürchteten, dass ich eine Reise zu einem Heiler in meinem Zustand nicht überleben würde, errichteten sie an Ort und Stelle ein Lager und kümmerten sich dort einige Wochen um mich.
Die Räuber hatten mir nichts gelassen, außer den Kleidern, die ich am Leib trug. Doch so verschlissen, wie die waren, war das auch kein Wunder. Für Lumpen zahlt man nicht sehr viel! Außerdem war da noch ein Stück einer Geburtsurkunde. Auf diesem war nur noch der Name Franz und das Geburtsdatum zu erkennen.
Als ich mich nach vielen Tagen der Bewusstlosigkeit langsam wieder erholte, stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich keinerlei Erinnerung an mein bisheriges Leben mehr hatte. Die Mönche vermuteten, dass  ich wohl einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen haben musste und sagten, dass ich mein Gedächtnis im schlimmsten Fall nie wieder zurückbekommen würde.
So erklärt sich übrigens auch mein etwas seltsamer Name. Franz stand auf dem Fetzen der Geburtsurkunde und am 14. Januar fanden mich die Mönche im Wald. Also daher Franz1vierzehn. Und laut dem Geburtsdatum bin ich 18 Jahre alt.
Die hingebungsvolle Betreuung durch die beiden Mönche, ihre Selbstlosigkeit und ihre Nächstenliebe, hat mich tief beeindruckt. So beschloss ich, mein neues Leben in den Dienst der Kirche zu stellen. Ich möchte lernen, wie ich meinen Nächsten so selbstverständlich helfen kann, wie meine beiden Retter.
Ob ich früher ein gläubiger Mensch war, kann ich leider nicht sagen. Doch in Zukunft will ich meine ganze Kraft darauf verwenden, Demut zu zeigen, Selbstlos zu sein und meine Nächsten zu lieben. Mein zukünftiges Leben will ich nach den Grundsätzen unserer Kirche gestalten. So gut es einem unwissenden Mann wie mir möglich ist."
Noch einmal ziehen die Bilder der geschilderten Geschichte an seinem inneren Auge vorbei. Er verspürt immer noch unendliche Dankbarkeit. Dann reißt er sich von den Erinnerungen los und sieht mit einem freundlichen Lächeln zu Laurentz.
"Ja. Und deshalb bin ich nun hier."

Einen Moment sah er dem Wachmann auf die Finger, der Franz einen Humpen Bier brachte.
Aufmerksam lauschte er Franz' Erzählung.
"Es ist schon erstaunlich, wie manche Mönche mit ihrer Liebe für uns Gotteskinder, mit Geduld und ihrem Heilwissen es immer wieder schaffen Leben zu retten und tief zu berühren." Laurentz lächelte, vielleicht etwas wehmütig. Auch er hatte in seinem Leben gute aber auch weniger gute Begegnungen mit Mönchen gehabt. "Ich bin einst auch einem Mönch begegnet, der mich nicht aufgegeben und mich zurück auf den Pfad der Tugenden geführt hat. Es freut mich, dass Ihr eine ähnliche Erfahrung gemacht habt und Euer Leben nun in Gottes Dienst stellen wollt."
Kurz blickte er zur Türe. "Ein wenig müssen wir uns noch gedulden, ehe ich euch weiter in die Burg vorlassen kann. Es dauert manchmal etwas, bis die Wachmänner den Namen weitergegeben haben." Neugierig musterte er den jungen Mann. "Wo denkt ihr, zieht es euch eher hin? Wollt ihr mit dem Schwert für die Kirche kämpfen oder die Menschen mit dem Wort Gottes berühren?"

Bedächtig trinkt Franz einen Schluck Bier.
"Diese Frage habe ich mir auf meiner Reise hierher auch immer wieder gestellt. Nur eine wirklich eindeutige Antwort habe ich nicht gefunden." Entschuldigend hebt er die Schultern.
"Doch wenn ich ganz tief in mich hineinhöre, sagt mir meine innere Stimme, dass ich meinen Mitmenschen am besten dienen kann, wenn ich ihnen das Wort Gottes näherbringe. Würden alle Menschen nach den Geboten unseres Herrn leben, wäre kein Schwert nötig. Doch leider tun sie das nicht. Manche müssen deshalb mit Waffengewalt gezwungen werden, doch der überwiegende Teil muss nur auf den rechten Weg geführt werden. Glaube, Barmherzigkeit und Nächstenliebe dürfen nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, sondern müssen gelebt werden."

Franz nippt noch einmal an dem Bier, bevor er weiter spricht.
"Ich bin nicht naiv. Ich habe gesehen was Geldgier, Missgunst, Eifersucht und Machthunger aus Menschen machen kann. Es ist eine schwierige Aufgabe, diese auf den richtigen Pfad zurückzuführen, doch auch eine lohnende."
Nach einer kurzen Pause fügt er noch hinzu.
"Doch sind meine Wünsche und Ansichten eher unwichtig. Ich bin hier, um der Kirche zu dienen, bedingungslos. Wo Hilfe gebraucht wird, werde ich helfen!"

Milde lächelte er und nickte bei so manchen Worten. "Der HERR wird euch den Weg gewiss weisen. Ich werde Euch so bald wie möglich Josef vorstellen. Er ist nicht nur Ordensmitglied sondern auch Kleriker und Bischof der Kirche. Er kann Euch mehr über den Weg der Priester erzählen."
Er erhob sich. "Ich denke Ihr habt gut getan hierher zu kommen. Nicht nur werden wir euch auf eurem Weg begleiten, der Orden ist eine große Hilfe selbst am rechten Pfad zu bleiben, weil man sich gegenseitig darin unterstützt und man anders als in den Städten hier unter Gleichgesinnten ist.
Ich denke wir können gleich aufbrechen."

Nur Augeblicke später kam ein Ordensbruder mit der Nachricht, dass Franz nun eingelassen werden konnte.
"Dann auf zu einem kleinen Rundgang." Der erste Weg sollte sie in den Schlafsaal führen.

(( Wenn mit den Rechten etwas nicht geklappt haben sollte und du keinen Zugriff hast, bitte rühren. ))