Ankunft Luthiandis

Endlich hatte das Weib es geschafft, der schon vor Jahren ausgesprochenen Einladung zu folgen. Von Stettin aus war die Reise nicht so weit, wie aus dem Süden des Königreiches.
Sie hatte einen Karren dabei und einige Wächter in den Farben des Herzogtums. Würde man bei der Herzogin nun edle Kleider erwarten, so würde man enttäuscht sein. Unterschied sie sich kaum von den sie begleitenden Soldaten. Einzig die geringe Größe und die Exquisität der Tuche ließen die Blonde sich von den anderen abheben.
Trutzig erhob sich die stolze Burg der Deutschritter vor der kleinen Gruppe und ein junger Knappe erbat Einlass in das Innere.
Ihre Hoheit, Luthiandis von Salem zu Rosenfeldt, Herzogin Pommern Stettins und Herrin über weitere Ländereien bittet um Einlass in die Ordensburg.

Georg hatte Wachdienst und langweilte sich etwas. Dann tauchte wer vorm Tor auf und er runzelte die Stirn. Als die Frau, die eindeutig in völlig unzulänglicher Begeleitung sagte, wer sie sei, klappte ihm fast der Unterkiefer runter. „Edle Dame, bitte legt hier eure Waffen ab, so ihr welche tragt. In diesen Mauern wacht der Herr mit seinen Dienern über das Wohl aller. Niemand sonst braucht sich hier selbst verteidigen und bitte sagt mir, wen ihr genau treffen möchtet, damit ich nach ihm rufen lassen kann.“ Er war ziemlich sicher, dass er ausreichend höflich war und schaute besonders den Knappen skeptisch an. Wie sollte der eine einzelne Frau beschützen können. Dann wanderte der Blick zurück und wurde nachdenklich. Einen Mann konnte er zur Sicherheit nach Waffen absuchen, aber eine Frau war was völlig anderes. Er schickte nach einer Schwester, die das klären sollte. Inständig betete er, dass diese Adelige nicht einen Aufstand machen würde. Er hatte einfach seine Vorschriften und Vorstellungen wie er sie am besten erfüllen kann. Als die Schwester kam, erklärte er ihr kurz, dass die Besucherin nach Waffen kontrolliert werden müsste. Er wusste nicht was er mehr fürchten würde, den Anschiss, wenn jemand Waffen an ihm vorbei in die Burg schmuggelt oder der Aufstand, dass er so hohen Besuch durchsuchen ließ. Aber irgendwie waren für den HERRN alle gleich und so würde er es auch handhaben. „Es ist nötig euch zu durchsuchen, es geht schließlich um die Sicherheit und nach den letzten Vorkommnissen im Land, müsst ihr bitte die Verschärfungen tolerieren.“ Aufmerksam und auf alles gewappnet wartete er auf die Reaktion des Besuchs, als die Durchsuchung erklärt war. Warum war eigentlich er heute dran mit Wache? Die Dame hat sich doch sicher bei irgendwem angemeldet und da könnte einer der erfahreneren Leute doch Dienst haben.

Das Weib lachte sich leise ins Fäustchen. Sie fand sogar, das sie fast zuviel Leute dabei hatte. Am liebsten reiste sie allein oder nur in Begleitung von Barthel oder Jakub. So gab sie dem jungen Jakub ein Zeichen ihr zu folgen. Das zierliche Weib lenkte ihren Gaul durch die Gruppe in Richtung trutzigem Tor.
Ihr anderen baut ein Lager auf... Wies sie die restlichen Wachen an.
Vor selbigen Tor und dem Wächter rutschte sie aus dem Sattel und kam sich prompt noch zwergiger vor, als sie war.
Ich verstehe... Was sein muss... muss sein. Ich habe nicht viel dabei... Sie gürtete das Schwert ab, dem man ansah, das es öfters gezogen und in Nutzung war. Dazu gesellte sich der Dolch aus dem Stiefel und ein Messer, das im Ärmel steckte. Dann lächelte sie den Wächter strahlend an. Mehr hab ich nicht dabei.. Sie lachte fröhlich - sollte sie es auf die Spitze treiben, da sie merkte wie es dem Wächter unangenehm war? Ich kann mich auch bis auf das Untergewand ausziehen, das du sicher gehen kannst, das ich nicht noch irgendwo Waffen versteckt habe
Jakub legte murrend seine Waffen ab und musterte Kopf schüttelnd seine Herrin, kannte er schon deren Eskapaden.

Etwas verwirrt schaute Georg als er die Anweisung hörte. Noch mehr Ärger sah er am Horizont und so sprach er leise. „Ähm, ich fürchte, dass ihr und eure Begleitung die Gastfreundschaft des Ordens beleidigt, wenn ihr nicht in einem der Gästeunterkünfte verweilt.“ Als die Frau anfing ihre Waffen abzulegen, war er erleichtert, dass dies problemlos gemacht wurde. Jedoch wurde er mehr als unruhig, als sie anfing einen Dolch aus dem Stiefel zu zaubern und gestikulierte seiner Ordensschwester sich zu kümmern während er sich konzentriert den männlichen Begleitern zuwandte. Als die Sache so einigermaßen glimpflich beendet war, hörte er eine Frage die die Röte im Gesicht nicht verhindern ließ. Gefühlt war eigentlich alles Blut des Körpers gerade in den Kopf geschossen. „Äh…äh…“ kam zur Verteidigung über die Lippen. Georg schluckte den Kloß im Hals herunter, was eine deutlich große körperliche Anstrengung zu sein schien. Warum hatte er Dienst, warum war keiner da, der mehr Erfahrungen im Umgang mit solchen Gästen hatte? „Wollt ihr wen bestimmten besuchen oder soll ich den Hochmeister zu eurer Begrüßung rufen lassen?“ Inständig hoffte er sie hatte einen Namen, er würde durch das ganze Ordensland reisen und denjenigen holen, wenn er nur aus dieser Situation entfliehen konnte. Hübsche Frauen waren schon ein Problem im Umgang, Adelige allein auch, beides zusammen noch mehr und nun hatte die noch angeboten sich im Untergewand zu zeigen. Welcher Dämon versuchte ihn hier zu prüfen?

Sie errötete ob des ausgesprochenen Tadel und senkte leicht den Kopf. Beleidigen will ich niemanden, aber ich dachte mit Waffen darf man nicht in die Ordensburg - und auf dem Karren befinden sich einige Arkebusen... Sie grinste wie ein kleines Honigkuchenpferdchen. Waren Arkebusen immer noch selten - doch das Weib glaubte, das irgendwann diese Waffe die Ritter und das Schwert verdrängen würde. Hoffentlich jedoch nicht sofort, aber gründeten sich schon die ersten Schützengilden.
Es muss nicht der Hochmeister sein...Ich würde gerne den Herrn Mercato treffen oder die Dame Gertrud...

Georg und Luthi
Arkebusen, ehrlich? Das musste warten, erst musste hier wer sich anderes um die Dame kümmern. Eigentlich sollte Georg erleichtert sein, dass er nicht dem Hochmeister erklären muss, was hier passierte, doch die gebotene Auswahl war nicht besser. Bruder Mercato konnte Leute strammstehen lassen, dass sie noch nachts im Bett senkrecht standen, und Schwester Gertrud war für ihn ein Fall für sich. Wahrscheinlich würde sie aber besten verstehen dieser Dame zu erklären, dass es so nicht ging. Also nickte er und kehrte bald mit Schwester Gertrud zurück.

Trudi und Luthi
Etwas verwirrt war ich schon, als Georg mich beim Training störte und meinte, ich hätte Besuch, denn es hatte sich keiner angemeldet. Das Übungsschwert ruhte auf der Schulter und ich grinste, als ich Luthi sah. Georg folgend sah wie er sich kurz verbeugte und dann so schnell verschwand, dass ich nur ahnen konnte wohin. „Luthi, warum hast du denn nicht geschrieben, dass du…“ mein Blick fiel auf zwei Männer und auf Luthi. Eher zwei halbe Portionen, die noch in eine Rüstung wachsen sollten. Ohne was zu sagen schaute ich vor das Tor und schaute wieder Luthi an. „Wo ist der Rest der Männer?“ Niemals konnte sie so dumm sein, hier so aufzuschlagen. Alles was mir Mercato erzählte über die Gefahren, hatte ich oft in den Wind geschlagen, aber er hatte untertrieben in seinen Erzählungen und das wusste ich aus eigener Erfahrung als je einer erfahren würde. Mir war klar, jeder hatte eine Vorstellung was mir angetan worden war, aber das Wissen war und blieb im Orden, wenn es nach mir ginge. Luthi dachte ich wäre im Kloster zur Erholung gewesen und ich würde es gerne dabei belassen, aber irgendwie auch nicht. Merklich um Fassung kämpfend wartete ich auf die Nachricht, wer außer diesen Heranwachsenden sie zum Schutz begleitet hat.

Sie hatte nicht nur den heranwachsenden - oder eher verwachsenden - Jakub dabei, welcher mit seinen 17 Jahren vor der Schwertleite stand, sondern wurde , sehr zu ihrem Leidwesen, auch von 12 weiteren Landsknechten begleitet. Dabei reiste sie am liebsten und am schnellsten allein. Aber im Ordensland - soviel hatte sie gelernt, war es besser nicht allein zu reisen. So hatte sie wohl oder übel in den sauren Apfel beißen müssen.
Sie strahlte wie ein Sonnenschein als sie Trudi erblickte und umarmte die Freundin herzlich. Viel zu lange hatte man sich nicht gesehen. Ich hatte dir einen Boten gesendet. Als dieser nicht zurück kam, dachte ich, ich reise einfach los... Du kennst mich doch.. Dann wisperte sie leise in das Ohr der Freundin ich glaube, ich hab den Torwächter etwas verschreckt, als ich meinte, ich könne mich bis auf das Untergewand ausziehen, damit er sicher sein kann das ich keine weiteren Waffen bei mir habe
Sie umarmte die Freundin noch einmal und musterte sie. Trudi wirkte etwas - sie konnte es nicht in Worte fassen. Geht es dir gut?

Als ich den Trupp Landsknechte sah, der in den Farben von Pommern-Stettin an einem Fuhrwerk sich aufhielt sah entspannte ich mich etwas. Die Umarmung von Luthi ließ mich steif werden. Unmöglich etwas zu sagen oder zu denken, hörte ich das mit dem Untergewand und Georg. Ein Scherz von Luthi zweifelsfrei, aber bei mir war keine Regung zu merken. „Wieviele sind es? Ein Dutzend?“ Eindeutig ignoriertere ich die Frage nach meinem Befinden. „Das ist hier nix für eine Sommerfrische. Was ist auf dem Wagen?“ Ein Dutzend Männer, die keine Ahnung von den Umständen hier hatten. Hatte sich nicht herumgesprochen, was hier vor kurzem passiert war? Wenn irgendwer blöd guckte machte das scheinbar schneller die Runde als eine Schlacht. Die Sitten des Königsreiches hatte ich weiter weg erahnt. Seit dem Hinterhalt vor Monaten und dem was Mercato passiert war, witterte ich überall Gefahren und schaute dreimal hin. „Woher kommen deine Männer, wer hat sie ausgebildet? Sind die Kerle gottesfürchtig und verlässlich?“

Wieso meinten alle mit ihr immer schimpfen zu müssen. Sie plusterte die Wangen und verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn du mich nur tadeln magst, kann ich auch wieder umdrehen Kam es schmollig von der zierlichen Blonden.
Sie wusste nicht, was im Ordensland geschehen war, interessierte sich das Königreich nicht für das Geschehen hier bei den Deutschritter und sie selbst war eine lange Zeit in Italien gewesen - und selbst da hatte sie nicht viel mitbekommen, da sie sich sehr zurück gezogen hatte.
Die Männer sind aus Stettin und Wolfram hat sie ausgebildet...und sie sind so Gottesfürchtig wie auch ich...Was soll die Befragung...

Luthi würde umdrehen und gehen, so gut kannte ich sie. Sie würde nicht mit ausreichend Schutz gehen, so gut kannte ich mich. „Niemals!“ Verdammt, ich bekam kaum Luft bei dem Gedanken, dass ihr was passieren könnte dabei. Noch einmal sah ich die Männer an. „Reinkommen! Alle!“ Das verwunderte Zögern half mir nicht mich zu beruhigen und so knurrte ich bedrohlich. Was auch immer geladen war, könnte vor den Toren Abnehmer finden. Egal ob Essen oder andere Ausrüstung, es würde uns schwächen und den Feind stärken. Dann pfiff ich laut, wartete einen Moment, bis wer vom Wehrgang schaute. „Schickt Bruder Mercato zur Eule, ich brauche diplomatische Hilfe. Die Männer legen ihre Waffen ab und sollen eine Unterkunft und was zu Essen bekommen“ Das Gasthaus war sicher und ich brauchte was zur Beruhigung. Ich schaute Luthi an “Mitkommen!“

Die Brünette kannte sie gut - ja, sie würde wieder umdrehen, da kannte das Weib nichts.
Sie folgte Trudi mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen, würde die Freundin sich umdrehen, würde sie schnell ein unschuldiges Gesicht aufsetzen - immerhin war sie immer die Unschuld in Person. - Das hatte schon ein König ihr bescheinigt - Gut, es war ihr Großvater, der ihr nichts abschlagen konnte, aber immerhin ein König.
Sie hatte ihr Ziel erreicht und durfte ins innere der Burg, beschwingten Schrittes folgte sie also Trudi durch die Tore.